Ein guter Spaziergang

Ein guter Spaziergang

Heute wollen wir uns mal mit dem Thema Spazieren beschäftigen. Ja, so ganz ohne Fokus auf Wanderung oder Reisen. Gut, man könnte ja diskutieren, wo der Spaziergang aufhört und die Wanderung beginnt. Ich bin mir sicher, wir finden so viele Antworten, wie wir Leute befragen. Aber zurück zum Kern der Sache: Was ist denn eigentlich ein guter Spaziergang?

Ausgelasteter Hund - zufriedener Hund?

Oft hört man sowohl von Hundehaltern als auch sogenannten Profis: „Der muss nur richtig ausgelastet werden. So richtig auspowern musst du den Hund.“ oder etwas derartiges wie: „Das ist ein [Lauf-, Renn-, Schlittenhundrasse einsetzen], der braucht Gazillionen Stunden intensives Laufen“.

Aber stimmt dies wirklich? Ist ein guter Spaziergang (oder mehrere am Tag) dringend lang, schnell und/oder intensiv?

Von A nach B.

Änhlich wie Menschen möchten Hunde einen „Sinn“ im Leben haben; oder eine Aufgabe erfüllen. Hört sich nun etwas esoterisch an? Vielleicht. Aber vielleicht sollte man das nicht ganz so wörtlich nehmen. Wir möchten uns gerne mit Sachen beschäftigen, die uns wichtig sind, die uns Freude machen, die uns etwas bringen.

Auf dem Spaziergang

Und genau so geht es unseren Hunden.  Entgegen dem, was gewisse Menschen so denken, so ist es dem Hund oft eigentlich herzlich egal, WOHIN es eigentlich geht (Mal abgesehen von speziellen Orten, die der Hund mit besonders intensiven Erlebnissen verbindet). Es interessiert ihn viel mehr WAS da so alles läuft.

Mal im Ernst, wer von uns würde denn ohne Hund sinnlos von A nach B laufen. Damit meine ich eben nicht zum Supermarkt (macht ja Sinn, wenn man nichts mehr im Kühlschrank hat). Auch die schöne Wanderung dem Walenpfad entlang ist da nicht gemeint (Wir wandern aus mehreren Gründen, so z.B. schöne Aussichten, den Körper fordern etc.). Nein, ich meine ohne jeden Sinn  und Inhalt eine x-beliebige Strecke ablaufen? Wohl die wenigsten. Und auch so geht es dem Hund.

Nein, auch das Versäubern reicht als Grund nicht aus. Klar, Hunde müssen und wollen sich versäubern. Daneben haben Sie aber noch so viel mehr an Bedürfnissen, die eben auch zu einem zufriedenem Hundeleben gehören. (Eben halt auch wie bei uns.)

Den Nosebook-Feed lesen.

Immer wieder wundere ich mich über die Leute, die ihre Hunde nach einer halben Sekunde hinter sich herschleifen, sobald der Kleine irgendwo stehen bleibt, um zu Schnüffeln. Wieso eigentlich?

Unsere Hunde haben bekanntlich einen sehr stark ausgeprägten Geruchssinn. Die Dimensionen, welche und wieviele Informationen unsere Vierbeiner durch das Schnüffeln aufnehemen, werden wir vermutlich nie ganz erfassen. Nur mal so viel: Es werden Zillionen Sachen sein!

Wenn also Hunde Informationen über ihre Umwelt rein durch den Geruchssinn aufnehmen können, dann ist der Spaziergang ja also quasi eine Recherche über das WER WO WAS in der Region. Also Zeitung lesen. Oder für die jungen Leute: Social Media Feeds durchswipen. Facebook für Hunde, oder besser: NOSEBOOK.

Folglich solltest du deinem Hund immer genug Zeit lassen, auf dem Spaziergang zu Schnüffeln. Es ist deinem Vierbeiner gegenüber nur gerecht, dass er seine sozialen Umweltinformationen einholen darf.

Nosebook

Ein entscheidender Vorteil hat das für den Menschen: Das Benutzen dieser zig Millionen Riech- und Hirnzellen macht auf Dauer schön müde. Auslastung durch Riechen? Durchaus machbar. Wer mal 2 intensive Trails mit seinem Hund gelaufen ist weiss, dass der Vierbeiner danach so richtig gut müde ist. Nicht, dass das jetzt jeden Tag nötig wäre, aber so mal als Denkanstoss. Also bitte nehmt euch genügend Zeit, dass man auch mal etwas weniger schnell vorankommt, dafür der Hund seine sozialen Bedürfnisse gedeckt kriegt.

Interaktives Erlebnis.

35’000 Jahre Selektion durch den Menschen haben dazu geführt, dass der Hund so vieles anders macht, als der Wolf. Die wichtigste Veränderung liegt dabei klar auf der Hand: Der Hund interagiert nicht nur freiwillig, sondern gerne mit seinem Zweibeiner.

Ja, es gibt auch solche Charaktere, die etwas weniger direkten Kontakt bevorzugen. Aber generell ist es so, dass der Hund den Kontakt zu seinen Zweibeiner sogar dem Kontakt zu den Artgenossen vorzieht. Der Hund möchte also MIT uns Sachen erleben, MIT uns spielen, MIT uns kuscheln und dösen etc.

Für uns bedeutet das nun, dass sich unser Hund meistens sehr darüber freut, wenn wir kleine Interaktionsepisoden in den Spaziergang einbauen. Das können kleine Spieleinheiten sein, ein paar Tricks oder Trainingseinheiten einschieben, zusammen rennen etc.

Interaktion

Nicht jeder Hund wird auf jede Art der Interaktion anspringen oder sich über alles freuen. Du weisst ja bestimmt schon, was dein Vierbeiner mag, also warum nicht da einsetzen?

Tipp 1: Ein Bad tut immer gut.

Vielleicht hast du ja auch einen der Gattung Wasserratte? Dann kannst Du das Baden direkt in deinen Spaziergang einbauen. Lieber die Route etwas kürzen und dem Vierbeiner Zeit zum Planschen lassen. Vielleicht auch zusammen die Füsse ins kühle Nass stellen oder im Wasser spielen.

Auch hier solltest Du selbstverständlich darauf achten, dass es nicht überbordet oder sich eine übetriebene Erregung einschleicht, die zu Problemen führen könnte.

Tipp 2: Rasten und Vespern.

Gemütliche Spaziergänge ohne Zeitdruck sind sowieso die besten. Auch für uns Menschen. Auch das können wir gleich fix mit einplanen, wenn wir los ziehen. Lass dir genügend Zeit, an einem gut gelegenen Ort auch mal ein Päuschen machen. Viele Hunde mögen dies. Dann können Sie in Ruhe schnüffeln und erkunden. Oder mit seinem Zweibeiner etwas vespern.

„Warum draussen etwas essen? Der hat doch Zuhause sein Futter.“ Nun, kurz und bündig: Essen beruhigt und macht glücklich. Mehr Wissenschaft braucht es fürs Verständnis nicht, gerade Hunde, die auf den Spaziergängen eher hyperaktiv und sehr erregt sind können so lernen, dass wir auch draussen mal ruhig und entspannt unterwegs sein können.

Sei einfach vorsichtig, falls andere Hunde in die Nähe kommen sollten. Nicht, dass dein Hund das Gefühl kriegt, seinen Knochen verteidigen zu müssen. Das könnte ins Auge gehen.

Unterwegs vespern

Nach dem Gehen sollst du ruh'n.

Das meist unterschätzte Element eines guten Spaziergangs ist aber …(Trommelwirbel vorstellen)… Tataa! Das Ruhen danach. Hunde verbringen je nach Rasse, Charakter und Alter rund 16-20 Stunden mit Ruhen. Diese Zeit benötigen sie, um Erlebtes zu verarbeiten und um die Batterien wieder aufzuladen.

Zu wenig Ruhe kann zu dauerhaft erhöhtem Stresslevel, Gereiztheit, Aggressivität und anderen Verhaltensauffälligkeiten führen. Auch Gesundheitsschäden können entstehen und schlussendlich sogar tödlich enden. Zugegeben, ganz so dramatisch geht es selten zu.

Nichtsdestotrotz solltet ihr darauf achten, dass der Hund nach dem Spaziergang genügend Zeit für ein Schläfchen kriegt. Auch die Vierbeiner wollen ihren Powernap haben.

Sprechstunde mit Joya

Fazit

Beschäftigung, Schnüffeln, Erkunden und gemeinsames Erleben lasten unsere Vierbeiner oft genügend aus und machen erst noch zufrieden. Es brauchen nicht immer 2-3 Stunden Gehen/Laufen sein, um „ausgelastet“ zu sein. Im Gegenteil: Geistige Beschäftigung kann schon mal müder machen, als alles Physische zusammen.

Ein guter Spaziergang sieht bei jedem Hund-Mensch Team etwas anders aus. Denn sowohl Zwei- als auch Vierbeiner haben ihren eigenen Charakter und ihre eigenen Vorlieben und Bedürfnisse.

Beobachte also eure Situation gut und passt euch aneinander an, damit in Zukunft (fast) jeder Spaziergang ein guter Spaziergang wird.

Brucke im unteren Chaltbrunnental

Unteres Chaltbrunnental

Nicht immer können wir weit weg fahren für eine tolle Wanderung mit unseren Hunden. Darum lohnt es sich immer, auch vor der eigenen Haustüre die magischen Orte zu entdecken. In der Nähe von Basel gibt es selbstverständlich auch so einige. Das Chaltbrunnental gehört da definitiv dazu.
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Ungewöhnlicher Start.

Die meisten Chaltbrunnental-Wanderungen starten entweder in Grellingen oder Zwingen. Allerdings zieht sich der Weg bis ins Tal da ganz schön hin. Besonders wenn es heiss ist, kann das eher suboptimal ausfallen. Ich meine, schwitzen und so kann man mögen oder nicht, aber für die Hunde ist es definitiv deutlich unangenehmer als für uns. Daher machen wir das heute anders und starten oberhalb von Brislach. Das hat zwei Vorteile: Erstens geht es zuerst mal eher runter als hoch. Mir gefällt das schon mal ganz gut. Zweitens ist man schnell im Wald, was wiederum gut für Hunde und hitzegeplagte Zweibeiner ist.

Hier kriegen wir schon mal eine nette Rundsicht über die Ebene zwischen Röschenz und Breitenbach. Das ganze wird von schönen Jura-Erhebungen umrahmt. Gefällt schon mal. Saftige Wiesen und gelbe Felder runden das Bild ab. Joya kann sich hier ganz dem Schnüffelprogramm widmen und ist sichtlich erfreut über den Start des Ausfluges. So mutt dat.

Die Felder oberhalb von Brislach

Rein ins Unterholz.

Nach nur wenigen Minuten geht es dann ab ins Unterholz. Oder eben halt auch nicht wirklich. Gute, breite Wege führen uns hier durch den Wald. Dichtes Blätterdach sucht man hier vergebens und so kriegen wir doch etwas mehr Sonne ab, als wir möchten. Aber immerhin hat es hier auch immer wieder mal Schatten. Also trotzdem eine gute Entscheidung.

ein kleines bisschen Steigung kriegen wir hier, aber das ist nun wirklich nicht der Rede wert.Alsbald geht es dann gut abwärts und runter zum Tal. Durch die von uns gewählte Route verpassen wir allerdings das Chessiloch. Da wurde noch im Zweiten Weltkrieg die Juralinie bewacht. Und daher hat man die ganzen Kantonswappen hingemalt. Wem es gefällt. Aber so einmal anschauen kann sich schon lohnen. Haben wir aber beide schon mehr als einmal gesehen und Joya könnte sowas nicht weniger interessieren, also weinen wir diesem Verlust keine Träne nach und kommen etwas oberhalb direkt bei der schönen Brücke rein ins Tal. Es kann also losgehen.

Brucke im unteren Chaltbrunnental

Und es rauscht nicht nur der Bach im Chaltbrunnental.

Nun sind wir also im unteren Chaltbrunnental. Ich komme öfters her. Es ist einfach schön und imposant hier. Wer gerne Wasser, Wald und Wasserfall fotografiert kriegt hier einiges an Motiven geliefert. Der Ibach begleitet uns nun in der Mitte des Tals und singt seine Wassermelodie im Akkord mit dem Rauschen des Blattwerks. Hier sind wir schon früh am Nachmittag grösstenteils im Schatten. Bei den 26 Grad an der Sonne draussen ist das sehr wilkommen. Joya spielt Hundepony und tänzelz um uns rum. Ein entspanntes vor und zurück beim Erkunden der Umgebung. Eine wahre Freude, wie sie gelöst ihrem Hunde-Business nachgehen kann. So ganz ohne Stress. Das Büro im Wald. So ist es Recht.

Wir passieren einige schöne Sachen hier: Felswände, Wasserfälle, und andere eindrückliche Naturmomente. Der Bach alleine ist schon ein Kleinod, aber so wunderschön eingerahmt einfach gleich nochmal so schön. Warum nur bin ich nicht noch öfters hier? Richtig: Ist jetzt nicht direkt ein Geheimtipp in der Umgebung und gerade an Wochenenden, in den Ferien und im Hochsommer touristisch überlaufen. Heute aber sind wir komplett alleine.

Wasserfall im unteren Chaltbrunnental

Chaltbrunnental: Mittig unterbrochen.

Ungefähr in der Mitte öffnet sich das Tal in einer Wiese. Hier geht auch die Strasse nach Himmelried durch. Danach kommt man in den oberen Abschnitt des Tals. Diesen, obwohl selber auch sehr schön, lassen wir heute aber aus. Warum? Kein bestimmter Grund. Vielleicht einfach Gewohnheit, weil hier ist das Umkehren so einfach. Oder warum auch immer.

Joya beim Grillplatz

Also kurz bevor der Mitte steigen wir aus dem Tal auf zurück in den Wald hoch, von dem wir kommen. Wir verlängern die Wanderung noch etwas und kommen erst etwas später zurück auf die Felder. Es ist zwar ausgesprochen schön zurück auf der Ebene zwischen Wiesen und Feldern, verblasst aber ganz klar hinter dem magischen Chaltbrunnental.

Joya lässt sich nicht beirren und freut sich genauso über die Wiesen wie sie sich im Wald gefreut hat. Hund sollte man sein.

Zurück nach Brislach

Abschliessend möchte ich allen, die noch nie da gewesen sind, wärmstens empfehlen, das ganze Tal abzuwandern. Im unteren Chaltbrunnental ist man generell näher am Wasser und weniger „am Berg“, im oberen Teil kehrt sich dann das Bild etwas. Unsere verkürzte Wanderung bietet sich aber definitiv an, wenn man mal etwas weniger Zeit zur Verfügung hat, oder nicht auf die ÖV angewiesen sein möchte.

étang de la gruère

Étang de la Gruère

Warum denn in die Ferne schweifen? Das Gute liegt im nahen Jura. Der Étang de la Gruère ist ein schöner, dunkler Moorsee und da ist es dann hin gegangen. Die Flucht vor der Hitze in den Jura war eine gute Idee, auch wenn weder Hund noch Mensch im See schwimmen kann.

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Campieren im Wald.

Campieren im Wald hört sich erst mal gut und etwas romantisch an. Sofern man im Dunklen keine Angst verspürt. Und nicht zuviele Slasher-Horror Filme konsumiert. Ist vielleicht auch ein Mitgrund, warum so viele Menschen auf einem Fleck „campieren“. Nun gut, Campieren ist vielleicht das falsche Wort hier. Es ist ein Campingplatz. Eine Vielzahl Bumscontainer (Mobiler Wohnungsersatz auf 2-4 Rädern) stehen hier auf kleinem Raum. Nicht gerade das, was mein naturromantisches Hirn sich so unter Campieren im Wald vorstellt. Aber es ist tatsächlich im Wald. Direkt neben einer Durchfahrtsstrasse. Und der See ist einige Kilometer weg. Aber auch egal. Da darf man ja eh nicht schwimmen. Aber alles Frotzeln beiseite: Das ist definitiv einer der schönere Campingplätze, die ich in der Schweiz gesehen habe. Trotzdem freuen wir uns alle sichtlich mehr, als wir etwas Distanz davon gewinnen.

Besonders Joya freut sich heute enorm. Oder vielleicht ist das auch nur, wie wir Zweibeiner das wahrnehmen. Jedenfalls tänzelt unser Hundepony fröhlich vor und zurück, als es von der Strasse auf den Waldpfad geht. Sie hat auch recht. Ist schön hier.

Der Wald im Jura

Asphaltcowboys.

Gerade lange sind wir aber nicht im Wald. Schon bald geht es zurück auf den Asphalt. Hätten wir doch die Details der Wanderung auf KOMOOT genauer angeschaut. Denn leider geht es jetzt ne ganze Weile so weiter. Aber Glück im Unglück: Es herrscht hier kaum Verkehr. Ob dies an dem Gebiet per se liegt oder einfach, weil hier nur wenig Zivilisation ist, bleibt eine offene Frage. Und ist schlussendlich auch egal. Ein paar Drahtesel-Helden zu Beginn, eine grosse Kolonne Asphaltcowboys auf stählernen Pferden kurz darauf, danach weitgehenst ohne weitere Störungen geht es zwischen Wiesen und Waldstücken weiter. Ein paar Häuser hie und da und ein paar freilaufende Kuhherden, sonst scheinen wir die einzigen zu sein, die diesen Weg als Wanderung wählen. Uns soll es recht sein.

Schwarzes Wasser: Der Étang de la Gruère.

entlang des étang de la gruère

Bei einem Hof geht es dann endlich wieder weg von der Strasse. Entlang einer Steinmauer, die etwas Jura-Idylle addiert. Nur der Zaun obendrauf ist da etwas unschön. Macht nix. Jetzt geht es mal eine gute Weile über Wiesen. So ist es sehr schön und angenehm zu gehen. Joya kann hier problemlos frei laufen und erfreut sich ab den neuen Gerüchen und der Umgebung. Als wir dann zum See kommen, nimmt das Ganze wieder etwas weniger wilde Züge an.

Am Étang de la Gruère ist „alleine in der Natur“ nicht das Motto der Wahl. Hier herrschen regelrechte Touristenströme auf den schmalen Wegen um den Moorsee. Etwas ungemütlich mit unserem Vierbeiner. Denn Ausweichen ist hier nicht gerade einfach. Aber die kleine trottet fröhlichst neben und vor uns her als könnte sie kein Wässerchen trüben und so bleiben die 2-3 Hundebegegnungen ohne irgend eine Reaktion unseres Duracell-Hundis. Zugegeben, es wurde auch nie richtig eng. Aber auch die Sichtung und Beobachtung der wenigen Hunde hat aber auch so überhaupt keine Reaktion aus dem Hundi kitzeln können. Sie war viel zu fröhlich und zufrieden mit uns. Wir haben schliesslich auch nie vergessen, das gute Verhalten ausgiebig zu verstärken.

Der Frage Antwort.

Als wir den See verlassen und die Touristen weniger werden, atmen wir wieder auf. Und wir kriegen die Antwort auf unsere Frage: “ Wo kommen die alle bloss her?“. Hier an der Durchfahrtstrasse hat es einen überfüllten Parkplatz. Inklusive Reisecars. ach so. Wir scheinen zu den wenigen zu gehören, die effektiv zum See gewandert sind. Nun, wir haben den anstrengenderen Weg gewählt zum See. Aber definitiv die schönere Variante.

Pferdchen im Jura

Gleich nach dem Parkplatz geht es zurück auf kleinere Wege. Genau wie es uns gefällt. Und ein neues Abenteuer tut sich hier auf: Wir wissen nie so genau, ob wir nun auf die Weide oder aus dem Weidegebiet kommen, wenn wir die Durchgänge passsieren. Einmal passieren wir eine „Schranke“ und stehen gleich darauf vor einer Kuhherde, das nächste Mal sind wir sicher, dass wir auf eine Weide gekommen sind, aber sehen kein einziges Tier. Diese Verwirrung hält an. Bis kurz vor Schluss.

Mixed Animal Arten.

Eine weitere Kuriosität erleben wir auch gleich noch: Kühe und Pferde stehen hier wild durcheinander gewürfelt auf der gleichen Weide (oder zusammen abseits der Weide??). Ein einziger Artenfrieden hier. Auch sind die Kühe hier irgendwie extra chilli drauf und es herrscht nie dieselbe Unruhe, wenn man ohne Hag oder andere Abtrennung nahe an den Tieren vorbei gehen muss. Irgendwas ist hier anders, als was wir in anderen Regionen der Schweiz schon gesehen haben. Wüsste ich wieso das so ist, würde ich das hier loben und die Jurassier hierfür als Beispiel nennen. Aber wie auch? Könnte ja auch einfach nur meine Einbildung sein. Dann lassen wir das Loben. Fast, liebe Jurassier, aber eben nur fast.

Wonne in der Abendsonne.

Zeitweise war es heute ganz schön warm. Nicht schlimm oder gar unangenehm, aber definitiv bereits etwas hundeunfreundlich. Jetzt, da die Abendsonne flach steht, ist es richtig angenehm. Leider sind wir schon fast wieder bei der Wagenburg des Campings angekommen und der letzte Teil geht auch wieder durch Waldstücke. Da ist es nun schön kühl. Durch den Camping durch, ins Auto, die liebe Kleine nochmal getränkt und dann zurück in die Zivilisation. Wär jetzt eigentlich nicht nötig. Aber was solls. Irgendwann müssen wir ja. Oder vielleicht doch nicht?

Über die Wiesen

Auf eine Kleinigkeit möchte ich hier noch eingehen: Die Auswahl dieser Wanderung beruht auf einer Recherche in der App komoot. Unter anderem stand hier die Empfehlung, dass der See (und vielleicht die Umgebung) an Schweden erinnere. Ganz Unrecht hat der Schreiber dieser Empfehlung nicht. Der See ist fast komplett von Wald und Hügeln umgeben und an vielen Orten wirkt der Wald etwas wilder als bei uns im Flachland. Aber für das geübte Auge sind dann die Unterschiede in Vegetation und den Steinformen doch es zu gross, um die Illusion perfekt zu machen. Auch sind die meisten See in Schweden eher tiefblau bis türkis und eben nicht Moor-schwarz.  Diese Kleinigkeit soll aber nicht von einem Besuch da abhalten, denn es ist auch so sehr schön da.
Happy Trails, y’all. *micdrop.

Der kranke Hund

Der kranke Hund

Eigentlich wollte ich in den nächsten Stunden eine neue Wanderung hochladen. Dieses Mal aus dem schönen Oberengadin. Die Reise haben wir auch angetreten und sind gut in Surlej angekommen. Gleich nach der Ankunft den Hund aus dem Auto geholt und unter schönem Sternenhimmel die frische Nachtluft für einen ausgiebigen Spaziergang genutzt. Im Hotel angekommen zeigt sich zum Entsetzen aller aber ein neues Bild: Der kranke Hund.

Einmal ist keinmal.

Die erste Runde Gepäck ist im Zimmer. Der Vierbeiner ebenso. Ich bleibe mit Joya erstmal da, während Jasmin die weiteren Gepäckstücke holt. Ich fotografiere kurz das Zimmer. Vielleicht mache ich ja eine Rezension des Hotels oder so. Man weiss ja nie. Joya sieht sich um. Vielleicht hätte ich da schon was ahnen können. Im Nachhinein habe ich das Gefühl, dass sie zögerlicher ist, als sonst. Muss ja aber auch nichts heissen. Vielleicht gefällt es ihr hier ja auch nur nicht ganz so gut wie das letze Mal, wo wir „fremd“ gewohnt haben.

Sie legt sich artig hin und beobachtet mich beim fotografieren. Jasmin kommt sogleich zurück und ruft entsetzt, was denn passiert sei. Joya zeigt Meideverhalten. Ich kann ehrlich sagen, dass nichts passiert ist. Vielleicht geht es ihr ja schlecht? Noch bevor wir die Option durchgesprochen haben übergibt sich der kleine Schatz. Entsetzen macht sich breit. Der Teppich erst mal etwas ruiniert. Wir putzen was das Zeugs hält. Und kaum sind wir fertig, dasselbe Spiel an einem neuen Ort im Zimmer. Erneutes Entsetzen. Diesmal allerdings, weil das sehr selten vorkommt, dass sich Joya mehr als einmal übergibt.

Und damit wir Zweibeiner ja nicht umsonst Sorgen machen, geht das noch ca. 8 Mal so. Klare Sache, dass das Handy angeworfen wird, der diensthabende Notfall-Tierarzt verständigt wird und wir uns direkt ins Auto setzen und ins nahe Samedan düsen mit dem armen Schatz.

Oh doctor, oh doctor.

Der Tierarzt, den wir notabene aus dem Schlaf gerissen haben, untersucht die kleine Maus, gibt ihr etwas gegen die Übelkeit, spritzt subkutan 500ml Flüssigkeit gegen Dehydration und entlässt uns mit Spekulationen, einem Sack Hills Diätfutter (Uargh) und einer Rechnung, die sich gewaschen hat. Ach ja, und mit einem Termin für den Tag darauf.

Immerhin, Joya übergibt sich nicht mehr. Ruhe finden wir aber alle nicht. Wir sind ca. 2:30 zurück im Hotel, aber wir Zweibeiner liegen mit kleinen Unterbrüchen bis um 5 wach, weil sich Joya alle paar Minuten neu hinlegt , stöhnt, seufzt und hin und wieder regelrecht jammert. Wir machen uns heillose Sorgen, dass es vielleicht schlimmer ist, als angenommen.

Glück im Unglück.

Irgendwann können wir aber alle drei mal etwas schlafen. Wandern ist aber passé. Der kranke Hund soll nicht strapaziert werden. Und mal ehrlich: Nach dieser kurzen und harten Nacht können auch wir Zweibeiner ohne federlesen getrost auf Aktivitäten ausserhalb des Nötigen gut verzichten. Nach dem Aufstehen kommt etwas mehr Leben in den Hund. Trotz dass sie immer noch klar angeschlagen ist, kann man jetzt schon wieder etwas lockerer trippeln. Aber nach dem Geschäft schnurstracks zurück ins Zimmer und gleich wieder pennen.

Ab zum zweiten Tierarzt-Termin. Neuer Arzt, gleiches Szenario. Diesmal gibt es aber auch noch Antibiotika dazu und etwas gegen Durchfall, der seine hässliche Fratze heute morgen auch noch zeigen musste. Joya dackelt aber wie mit neuen Lebensgeistern eingeimpft mit ihrem Wasser-Kamelbuckel sehr viel munterer aus der Praxis als wie wir hergekommen sind. Ob das an den Medikamenten oder dem Akt des Weggehens aus der Praxis liegt, das bleibt unbeantwortet.

Ruhe verordnet. Und dankbar angenommen.

St. Moritz-Bad

Wir sollen den Hund weiterhin schonen. Muss man uns eigentlich nicht sagen. Wie besorgte Eltern könnten wir ihr eh nichts zumuten, wenn es ihr schlecht geht. Aber immerhin müssen wir ja trotzdem mal raus. Als gehen wir bei St. Moritz ein paar Meter am See entlang. Das Wetter ist eh nicht besonders einladend und Joya zeigt auch schon bald, dass sie genug hat. Also gehen wir mit einem kurzen Abstecher in den Supermarkt danach auch gleich zurück ins Hotel. Hund legt sich hin und schläft alsbald. Wir sind auch gerädert, bleiben aber wach. Abends noch in die Pizzeria mit unserer guten Freundin Birgit. Wir finden es sehr schade, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Immerhin sind wir ja eigentlich dafür hier hoch gefahren. Wir haben uns alle so auf etwas gemeinsame Zeit gefreut. Aber nun gut, lässt sich jetzt nicht ändern.

Der kranke Hund, obwohl bereits sichtlich besser, legt sich nach dem Abendessen im Zimmer sofort hin und ist sofort im Tiefschlaf. Arme, kleine liebe Maus. Morgen ein drittes Mal zum Tierarzt. Mal sehen, wie es ihr dann geht. Aber alles sieht gut aus.

In der Eltern-Matrix.

Ich sehe heute ein, wie sich Eltern wohl so fühlen müssen, wenn ihr Kind krank ist. Besonders, wenn so schlechte, durchwachte Nächte dazu gehören. Daher an dieser Stelle: Meinen Respekt an alle Mammis und Papis. Ihr leistet ganze Arbeit. Ein Dankeschön besonders an alle Mütter, die solches und ähnliches jahr-ein und jahr-aus leisten.

Der kranke Hund, ein Fazit.

  • Also mal ehrlich: Die Sorgen, die wir uns um unseren Liebling gemacht haben, sind deren, die sich Eltern eines Homo sapiens babies machen, exakt gleich. Wir haben mit unserem Baby gelitten und die schlimmsten Szenarien im Kopf vorgestellt.

  • Wir haben seit Stunden nur eines im Kopf: Hoffentlich geht es ihr bald gut. Alles andere ist scheissegal.

  • Wir sind froh hat Jasmin eine Privathaftpflicht, die den Hund berücksichtigt. Der kranke Hund hat etwas Spuren hinterlassen. Nicht schlimm, aber doch sichtbar.

  • Die Haustierversicherung wau-miau, die Jasmin hat, ist ihr Geld wert. Und nicht das erste Mal. Weil die Arztkosten für diese 2 Besuche bereits jetzt schon recht steil sind und wir ja höflich eingeladen wurden, morgen wieder zu kommen.

  • Dankeschön den Tierärzten, die gute Arbeit geleistet haben. Besonders dem diensthabenden Notfall-TA, der um 2 in der Nacht nochmal aufstehen musste für uns.

Totmüde, aber sehr viel ruhiger und zufriedener wünschen wir euch allen, dass euch das nicht passiert und dass ihr ebenso viel Glück im Unglück habt, sollte es doch einmal passieren.

Der Wolf hat genug geheult für heute.
Úlfhéðinn aus.